Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon war
Diese Lebensweisheit ist ein Zitat von Henry Ford. Das klingt irgendwie nach der guten alten Komfort-Zone, ein auf dem Feld der Persönlichkeitsentwicklung und des Motivationstrainings recht bekannter und weit verbreiteter Begriff.
Als Komfortzone wird ein Handlungs- und Lebensrahmen bezeichnet, in dem ein Mensch auf vertraute Orte, Personen, Sichtweisen und Handlungsstrategien zurückgreifen kann. Damit sind aber explizit auch die eigenen Sichtweisen und Handlungsstrategien gemeint. Innerhalb der Komfortzone fühlen wir uns geborgen und sicher, eben weil alles bekannt und vertraut ist. Unsere eigenen Handlungen folgen bekannten und bewährten Strategien und basieren auf damit zumindest unbewusst verbundenen positiven Erfahrungen. Ich erlebe eine bestimmte Situation, stehe vor einer bestimmten Aufgabe oder Herausforderung und habe dafür eine bewährte und bekannte Strategie parat.
Daraus bezieht die Komfortzone nun aber auch ihre Daseinsberechtigung. Sie ist nicht per se etwas Schlechtes. „Komm mal raus aus Deiner Komfortzone“, so heißt es oft. Das klingt, als wäre dieser eben beschriebene Handlungs- und Lebensrahmen etwas, worin man sich besser nicht aufhalten sollte. Das stimmt aber nicht. Vertrautheit ist wichtig. Unser eigenes Gehirn, vornehmlich das limbische System, also unser Unterbewusstsein, ist bereits auf vertraute Muster angewiesen. Begegne ich einer bestimmten Situation in einer erprobten Art und Weise, so wird diese Strategie ganz sicher auch jetzt sinnvoll sein. In dieser Einschätzung ist das limbische System ein großer Meister. Dies geschieht innerhalb von Millisekunden.
Kleine Anmerkung: Sie dürfen übrigens Ihrem limbischen System vertrauen. Als Urgestein unserer evolutionären Gehirnentwicklung stellt es quasi ein Archiv dar, das sämtliche Erfahrungen der vergangenen Jahrhunderttausende gesammelt hat und zum Abruf bereitstellt. Das ist ja auch die Crux – dass unsere eigene Neurobiologie, die auf überlebenswichtigen Instinkten und Reflexen basiert, uns manchmal selbst im Weg steht… Aber zurück zum Thema.
Wir brauchen also Vertrautheit, um Energie zu sparen. Immerhin benötige ich ja keine Kraftanstrengung für das Finden einer neuen Strategie, weil ich ja schon eine habe. Das Verlassen (oder Erweitern) der Komfortzone kostet nämlich Kraft. Daher ist die Bewegung in einem vertrauten Rahmen menschlich und völlig in Ordnung.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Einschränkung. Immerhin sollte die Frage erlaubt sein: Ist denn diese bekannte, bewährte Strategie, die mir so viel Energie einspart, auch die optimale, die beste Strategie? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Um das herauszufinden, müssen wir eines tun – sie ahnen oder wissen es vielleicht schon: Wir müssen unsere Komfortzone verlassen. Oder vielmehr: Sie vergrößern. Diese letzte Formulierung mag ich persönlich lieber. Warum?
Nun, die Komfortzone verlassen klingt ein bisschen nach Abschied. Nach raus gehen und draußen bleiben. Aber – ist das so? Ich denke, nein. Denn, was ich tun muss, ist quasi nur „vor die Tür“ zu gehen, wenn Sie so wollen. Ich lasse die Tür aber offen. Ich darf sogar die Klinke in der Hand behalten. Ich kann jederzeit zurück. Mein ganzes weiteres Leben außerhalb meiner Komfortzone zu verbringen wäre nämlich höchst anstrengend, und weder sinnvoll noch gesund. Wie soeben beschrieben, brauchen wir diesen sicheren Handlungs- und Lebensrahmen ja auch.
Wenn ich jetzt vor die Tür gehe, meine Komfortzone also verlasse, mich also nicht auf bekannte Muster, Handlungsstrategien etc. verlasse, dann nur, um neue Strategien zu erproben. Und nehmen wir an, ich erprobe neue Strategien, und eine davon erweist sich als besser? (Es muss ja nicht gleich die erste sein. Ein bisschen Geduld und Ausdauer sind auch hier nötig). Wenn diese neue Strategie also besser ist als die altbekannte, „bewährte“, was wird dann passieren? Ich werde sie vorerst weiter anwenden. Die alte Strategie wird also durch die neue ersetzt. Damit bin ich aber wieder in einer Komfortzone. Genauer gesagt: In meiner. Noch genauer: In meiner erweiterten. Meine bisherige Komfortzone wurde durch die neue Strategie erweitert, ist also größer geworden. Damit haben wir Wachstum erreicht.
Und Wachstum ist etwas Wundervolles. Jedenfalls in der Persönlichkeitsentwicklung. Je mehr ich dieses Wachstum kultiviere, je mehr ich also im Laufe meines Lebens meinen Handlungsspielraum stetig erweitere, desto größer wird meine Komfortzone. Ich werde also im Laufe meiner persönlichen Entwicklung immer mehr Strategien parat haben (bewusste und unbewusste), um auch neuen Situationen und Herausforderungen passend und lösungsorientiert begegnen zu können.
Die Erfahrung zeigt, dass gerade alte Menschen sich oft schwer mit Veränderungen tun. Ich erlebe das heute im Alter von 46 Jahren ja auch schon. Ich bin mutig und offen, aber eben weniger als noch mit 20. Das geht uns allen so. Wir haben nunmal im Alter weniger Energie und Kraft zur Verfügung als in jungen Jahren. Das ist biologisch bedingt, und daran führt kein Weg vorbei.
Wer sich nun Zeit seines Lebens immer wieder neuen Herausforderungen stellt, seine eigene Komfortzone stetig erweitert, muss zwar immer wieder kurzfristig Kraft investieren, vergrößert damit aber stetig seinen eigenen Handlungsspielraum. Und wir erinnern uns: Was ist der große Wert der Komfortzone: Energie sparen. Welch ein schönes Ziel für die Jahre als alter Mensch – Energie sparen und gelassen bleiben. Also ich nehme mir vor, weiterhin stets an diesem Ziel zu arbeiten.
Wer immer schon tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon war. Tun Sie etwas Neues. Trauen Sie sich etwas. – Wenn Sie jetzt die Frage erwidern: „Was denn?“ Dann antworte ich: Hören Sie auf Ihr Herz und Ihre inneren Wünsche. Da gibt es sicher einiges, was es sich zu trauen lohnt. Und wenn Sie erwidern: Sie haben gut Reden. Ich stecke fest und traue mich nicht. Dann antworte ich: Denken Sie daran: Wenn Sie vor die Tür Ihrer Komfortzone gehen, bleibt die Tür offen. Sie dürfen jederzeit zurück. Sie dürfen auch die Klinke der Tür festhalten. Versuchen Sie es doch einfach. Sie haben nichts zu verlieren.
An dieser Stelle bin ich mir durchaus bewusst, dass diese Worte dem einen oder anderen Zuhörer bzw. der einen oder anderen Zuhörerin vielleicht wie leere Floskeln erscheinen. Mitunter steckt man tatsächlich so tief in einem Sumpf der Antriebs- oder Ideenlosigkeit, dass solche Mut machenden Worte als vollkommen sinnfrei verhallen. Vielleicht geht es Ihnen auch so. Mir ging es mehrfach im Leben so. Ich weiß genau, wie das ist. Aber eben aus dieser Erfahrung behaupte ich: Der Weg zur Lösung führt nur über die Aktivität.
Ich muss ab und an neue Wege gehen. Oder auf meinem Weg neue Schuhe anziehen. Welches Bild auch immer am besten dafür passt – wenn ich Veränderung will, muss ich aktiv werden.
Kennen Sie den Satz: „Bleib, wie Du bist?“ - Uns wohlgesonnene Menschen sagen diesen Satz gerne, um uns zu zeigen, dass sie uns für einen guten Menschen halten. Wir sollen so bleiben, und uns nicht zum Negativen entwickeln, wie vielleicht manch Andere es bereits im Laufe ihres Lebens getan haben. Daher ist dieser Satz gut gemeint, und auch ich kann die positive Intention dahinter sehr wertschätzen. Aber – ich denke bei diesem Satz stets: Ich will gar nicht so bleiben, wie ich bin. Ich will ein guter Mensch bleiben. Klar. Aber ich habe Fehler, habe Macken, habe noch Potenzial. Ich will mich weiterentwickeln.
…
Was wollen Sie noch anpacken? Haben Sie irgendwo in Ihrem Inneren einen Wunsch zur Veränderung, den Sie noch nicht angepackt haben? Sind Sie von Zweifeln begleitet? Vermuten Sie darin eine zu große Kraftanstrengung? Nun, lassen Sie sich doch einfach mal ein paar Tage Zeit für die Frage: Gibt es einen ersten, ganz kleinen Schritt, den Sie jetzt bereits gehen können? Irgendeine Kleinigkeit?
Es gibt im Rahmen des systemischen Coachings übrigens exzellente Übungen, bei denen Sie in einen sehr entspannten und ressourcenvollen Zustand kommen, und die Gedanken und Ideen freisetzen können, von denen Sie heute noch gar nichts ahnen…
Wenn Sie Unterstützung wünschen bei der Klärung wichtiger Lebensfragen oder bei Veränderungsprozessen, dann buchen Sie ein Coaching. Ich unterstütze Sie als systemischer Coach dabei, Lösungen zu finden, die sich momentan vielleicht noch im Verborgenen halten. Ein Vorgespräch zur Klärung Ihres Anliegens und der Konditionen ist immer kostenlos und unverbindlich.
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