Warte nicht auf den perfekten Moment. Nimm den Moment und mach ihn perfekt!
Lebe im Jetzt. So heißt es oft. Und darin steckt eine ziemlich umwerfende Wahrhaftigkeit. Wenn dieser Moment nicht perfekt ist, welcher ist es dann? Vielleicht gibt es morgen einen sehr guten Moment für das, was ich vorhabe? Aber wird der morgige Moment perfekt sein? Was bedeutet schon perfekt? Bedeutet perfekt, dass der Moment maximal gut, maximal geeignet sein wird, dass es niemals einen geeigneteren oder besseren Moment geben wird? Nun, das ist eine Frage, die wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zu beantworten ist. Nein. Nehmen wir es mal ganz genau. Sie ist nicht zu beantworten. Die Zukunft ist ungewiss. Sie ist nicht vorhersehbar. Also werde ich niemals in der Lage sein, vorherzusehen, ob es einen geeigneteren oder besseren Moment geben wird.
Wenn ich auf diese Weise immer nach dem perfekten Moment suche, dann werde ich ihn ganz sicher nie finden. Sicher macht es Sinn, mit einem bestimmten Vorhaben auf einen richtig guten Moment zu warten. Einen Heiratsantrag beispielsweise macht niemand gerne zwischen Tür und Angel. Der Moment soll perfekt sein. Oder vielleicht das Ansprechen eines Konfliktes unter Kollegen oder Freunden. Da will der Moment und der Gesprächsrahmen wohl bedacht sein. Oder vielleicht - nun was fällt Ihnen dazu ein? Welche Dinge gab es in Ihrem Leben bereits, für die Sie einen besonderen Moment abwarten mussten oder einfach nur wollten?
Wenn ich den Begriff perfekt etwas abmildere, und nicht wie oben beschrieben mit maximal gut oder maximal geeignet übersetze, sondern beispielsweise einfach nur mit „richtig gut“, dann wird die Sache einfacher. Dann suche ich nicht nach dem perfekten Moment, sondern nach einem richtig guten Moment. Was habe ich dadurch erreicht? Nun, ich habe mir damit Freiheit geschaffen. Freiheit deswegen, weil ich die Wahl habe, welchen Moment ich als richtig gut definiere. Ich bin nicht mehr gefangen in dem unerreichbaren Anspruch, den maximal guten oder maximal geeigneten Moment zu finden. Das ist Freiheit.
Ich denke, wir vergeuden oft auch im Alltag die Chance, Dinge anzupacken, Momente zu genießen. Wir haben die Möglichkeit zu kreieren, wir können erschaffen, wir können gestalten.
Nun lautet der zweite Teil des Spruches aber: Nimm den Moment und mach ihn perfekt. Meiner Auffassung nach muss damit nicht zwangsläufig das JETZT gemeint sein. Denn natürlich muss und will ich auch nicht alles JETZT erledigen. Ganz gewiss nicht. Aber ich kann mir einen richtig guten Moment aussuchen. Und diesen Moment kann ich dann perfekt machen. Ich kann den Moment gestalten. Ich kann das, was ich vorhabe und in jenem Moment tun möchte, richtig gut oder sagen wir für mich und meine Verhältnisse und Bedürfnisse perfekt machen. Dann habe ich nicht nur das perfekt gemacht, was ich tue, sondern damit auch den Moment, in dem ich es tue.
Kennen Sie das? Es ist Abend. Irgendwo im Urlaub oder vielleicht auch zuhause. Sie haben sich für diesen Abend etwas Besonderes ausgedacht. Sie tun an diesem Abend etwas für Sie Besonderes. Und sie sagen später. Das war ein perfekter Abend! Für Andere war es aber nur ein ganz gewöhnlicher Abend, so wie jeder andere auch. Aber Sie selbst haben durch das, was Sie an diesem Abend getan haben, ihn zu einem perfekten Abend gemacht.
Die Perfektion des Moments wird also nicht durch den Moment selbst definiert oder erschaffen, sondern durch das, was ich in diesem Moment tue. Mit anderen Worten: Meine Handlung verleiht dem Moment einen Sinn.
Auf zwei kleinen, aber wirklich wichtigen Worte in diesem Spruch möchte ich noch etwas herumreiten. So heißt es im ersten Teil: „Warte nicht auf den perfekten Moment. – Warte nicht…“ Was bedeutet das? Warten bedeutet, dass etwas auf mich zukommt. Damit befinde ich mich in einem Zustand oder einer Haltung der Passivität. Ich habe es demnach nicht in der Hand, wann dieser Moment kommt, bin also abhängig vom Gang der Dinge. Diese Passivität entspricht nicht meinem Anspruch auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Ich bin Gestalter meines Lebens und nicht passiver Konsument. Im zweiten Teil des Spruches heißt es daher: „Nimm den Moment…“ Nehmen ist aktiv. Es ist eine eigene Entscheidung. Das gefällt mir viel besser.
In diesem Sinne: Warte nicht auf den perfekten Moment. Nimm den Moment und mach ihn perfekt!
Oder mit anderen Worten: Suche Dir einen richtig guten Moment aus.