Meinem Kenntnisstand nach ist der genaue Ursprung dieses Spruches unbekannt, sinngemäß wird er den Vikingern zugeschrieben. Ich weiß also nicht, welcher schlaue Kopf diese Worte formuliert hat, aber der Spruch fasziniert mich. Denn erstens mag ich Boot fahren und finde segeln faszinierend, und zweitens mag ich Metaphern.
Metaphern wie diese haben die Eigenschaft, dass sie ein nicht greifbares, vielleicht komplexes Phänomen oder Problem vereinfachen und greifbar machen können.
„Über den Wind können wir nicht bestimmen. Aber wir können die Segel setzen.“ – Was passiert denn beim Segeln? Anders als bei der motorisierten Schifffahrt sind wir beim Segeln dem Wind ausgeliefert. Quasi von ihm abhängig. Wir brauchen den Wind, damit die Segel Vortrieb entwickeln können. Ohne Wind kommen wir nicht voran. Zumindest nicht auf dem offenen Meer, denn dort hilft uns ein eventueller Hilfsmotor (den Segelboote ja in der Regel haben) nicht weiter. Bei Flaute heißt es also: warten.
Nun ist das Vorhandensein von Wind aber keine automatische Garantie für ein gutes Vorankommen. Man kann zwar mit entsprechenden Segelkenntnissen hart am Wind segeln, also fast gegen den Wind vorankommen, aber eben nur fast. Wenn der Wind genau aus der Richtung kommt, in die ich fahren möchte, muss ich Zick Zack fahren. Also kreuzen, wie man beim Segeln sagt. Hier fängt es bereits an, komplizierter zu werden. Ich muss mir also je nach Wind etwas einfallen lassen, wenn ich mein Ziel erreichen oder zumindest auf Kurs bleiben möchte.
Und stellen Sie sich vor, Sie haben nicht zu wenig Wind oder aus der falschen Richtung, sondern zu viel… Wenn es richtig braust und stürmt, dann kann das ganz schön ungemütlich werden. Auf dem offenen Meer kann ich ja nicht einfach anlegen, das Boot am Poller festmachen, aussteigen und in der Hafenkantine gemütlich eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne trinken… Wenn ich beim Segeln auf dem Meer in eine stürmische Wetterlage gerate, dann muss ich da durch. Ganz einfach. Das kann hart werden, unangenehm, es kann auch gefährlich werden. Da hilft nur Segel reffen (das bedeutet, dass man die Segel einholt, also die Segelfläche verkleinert, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten). Damit verringere ich die Gefahr des Kenterns, aber entspannt zurücklehnen geht anders…
Aber Moment - Warum sollte ich denn überhaupt in eine stürmische Wetterlage geraten? Wer auf einen Segeltörn geht, informiert sich doch vorher über das Revier und das Wetter auf der Route. Eine geschickte Törnplanung sieht ja vor, unangenehme Wetterlagen gar nicht erst anzufahren. Zur Not bleibe ich im Hafen und fahre am nächsten Tag los – je nach Segelkenntnissen und Erfahrung. Auch das gehört dazu.
Aber kommen wir mal von den beiden Extremfällen weg, nämlich erstens keinen oder zweitens zu viel Wind zu haben, und gehen wir mal gedanklich auf einen Törn, auf dem angenehmer Wind weht. Wir kommen voran. Es ist nicht gefährlich. Dennoch müssen wir die Segel setzen. Denn wenn ich nicht weiß, was der Wind mit meinen Segeln macht, werde ich mich vielleicht wundern, in welche Richtung ich fahre.
Wenn ich die Segel falsch setze, werden mich Wind und Wetter im Kreis drehen, zurückschieben oder vielleicht zum Kentern bringen.
Jetzt habe ich so viel über das Segeln gesprochen – ich möchte mal den Schwenk wagen und mich mit dem Leben beschäftigen.
Vielleicht sind Sie gedanklich schon über diese Brücke gegangen, vielleicht hat die intensivere Beschäftigung mit der Metapher des Segelns schon in Ihnen gewirkt…? Ist es im Leben nicht auch so, dass uns der Wind manchmal ins Gesicht bläst oder uns droht umzuwerfen? Oder ist nicht manchmal so, dass Flaute herrscht, wir also gar nicht vorankommen, sondern stillstehen und nicht wissen, wann es weitergeht? Ist es im Leben nicht auch so, dass wir manchmal Dinge tun, Entscheidungen treffen oder Strategien anwenden, mit der einen oder anderen Situation klarzukommen – aber sie helfen nicht?
Es heißt so schön: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Ja das stimmt. Ein Schmied formt das Hufeisen nach eigenem Belieben. Ach, herrlich, schon wieder eine Metapher. Aber auch er muss sich den physikalischen Gesetzen unterwerfen, was die Hitzebeständigkeit und Formbarkeit des Materials betrifft.
Im Leben weht Wind. Manchmal ist er uns dienlich, und manchmal scheint er gegen uns zu arbeiten.
Was bleibt uns also, als unsere Segel zu setzen? Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen für jede Situation die passende Strategie parat haben. „Na, wenn das so einfach ist…“ werden Sie vielleicht denken. Natürlich ist das nicht einfach. Niemand kann für jede denkbare oder auch undenkbare Situation oder Herausforderung eine passende Strategie parat haben. Denken Sie nur an die Corona-Zeit. Der Schock im Frühjahr 2020, dem viel Leid und Hilflosigkeit folgte kam für uns unvorbereitet. Viele Unternehmen sind pleite gegangen, Depressionen haben zugenommen. Wie hätten wir uns darauf vorbereiten sollen, werden Sie fragen. Zu Recht.
Nun sind wir schon fast beim Thema Resilienz. Resilienz bedeutet ja nicht, dass ich auf jede Frage eine Antwort habe oder eben für jede Herausforderung die passende Strategie. Resilienz bedeutet – vereinfacht gesagt, dass ich gesund und stabil auch jene Zeiten meistern kann, in denen ich unlösbaren Aufgaben ausgesetzt bin, Zeiten, in denen die Strapazen an mir nagen. Also dreht sich alles um die Frage: Wie gehe ich damit um, wenn es mal nicht vorangeht?
Im Leben weht Wind. Den können wir nicht bestimmen. Aber wir können die Segel setzen. Und wenn ich nicht weiß, wie ich meine Segel setzen muss, so weiß es vielleicht jemand anderes, oder ich kann es lernen. Oder ausprobieren. Was dabei herauskommt, mag ungewiss sein, aber wir KÖNNEN sie Segel setzen, ja wir MÜSSEN es sogar.
Ich habe die Wahl: Will ich Spielball von Wind, Wetter, Wellen und Gezeiten sein, oder will ich meinen Kurs versuchen, aktiv zu steuern? Letzteres bedeutet auch, den Wind dankbar anzunehmen, auch den schwierigen. Erinnern Sie sich an das oben angesprochene Kreuzen hart am Wind?
Machen Sie das Beste aus Ihrem Wind! Sehen Sie jeden Wind als Herausforderung. Vielleicht meint er es nur gut mit Ihnen…
Über den Wind können wir nicht bestimmen, aber wir können die Segel setzen.
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Die Weisheit, um die es heute geht, wird dem chinesischen Philosophen Lao Tse zugeschrieben, der ca. 600 v.Chr. gelebt haben soll.
Was kann das bedeuten? Ein Gefangener? Jeder kümmert sich doch auch darum, was andere Menschen von ihm denken. Sind wir dann alle Gefangene? Für mich ist ein einziges Wort in diesem Zitat ausschlaggebend. Warum? Kommen Sie mit auf meine kleine Gedankenreise…
Wohl wahr, niemandem ist es vollkommen gleichgültig, was Andere über einen denken. Jeder möchte zumindest irgendwelche Art von Anerkennung, möchte gesehen werden. Der eine mehr, die andere weniger. Abgesehen von krankhaften Situationen wie beispielsweise einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist das vollkommen normal und auch gesund. Wir sind gesellige Wesen. Wir brauchen die Gemeinschaft, das hat sich im Laufe der Evolution nunmal so ergeben. Ohne Gemeinschaft können wir nicht gesund sein, das ist wissenschaftlich erwiesen. Und da wir in einer Gemeinschaft leben, müssen wir in ihr einen Platz einnehmen, oder anders formuliert, eine Rolle in diesem System. Wir brauchen also das Feedback der anderen Systemmitglieder, der anderen Mitglieder unserer Gemeinschaft. Und Feedback hat die Eigenschaft, dass es verwertbar ist. Und genau das tun wir. Wir werten das Feedback der Anderen aus. Der eine mehr, der andere weniger, oder vielleicht weniger bewusst. Aber letztendlich ist es uns eben nicht egal, was andere von uns denken. Und dabei könnte ich es belassen, denn damit wäre der Spruch doch falsch oder zumindest unbrauchbar, oder?
Ich denke, es lohnt sich auch hier, mal tiefer reinzugehen.
Ich möchte hier mal über die Übertreibung des Gesunden reden. Damit meine ich das Feld zwischen der gesunden Mitte und der krankhaften Ausprägung. Denn die gesunde Mitte bedarf keiner weiteren Diskussion, und eine Beschäftigung mit der krankhaften Ausprägung überlasse ich den Fachleuten, sprich den Psychologen.
Kennen Sie Menschen, die sehr, wirklich sehr darauf erpicht sind, in den Augen der Anderen als gut dazustehen? Kennen Sie Menschen, die viel Energie darin investieren, anerkannt zu werden, die sich sehr damit beschäftigen, was Andere über sie denken? Hand auf’s Herz – geht es Ihnen auch manchmal so? Mir schon. Natürlich ist es für mich auch hier und da interessant, was Andere über mich denken. Je mehr jemand in der Öffentlichkeit steht, desto mehr muss er sich auch um sein Image kümmern. Aber – wie weit darf oder sollte das gehen?
Imagepflege ist das eine. Sich selbst treu bleiben das Andere. Wenn beides perfekt zusammen passt, ist das großartig. Aber wie viele Menschen verbiegen sich, bei den Bemühungen, in der Wahrnehmung der Anderen als gut, erfolgreich, schön, fleißig oder was auch immer dazustehen?
Und von den Menschen, die sich verbiegen – wie viele sind es, die sich eben nicht mehr selbst treu bleiben? Und wie viele Menschen sind es, die dies noch bewusst wahrnehmen? Wie viele nehmen es mit Absicht in Kauf – und wie viele leiden darunter, ohne zu wissen, woher das Leid kommt?
Ein Beispiel: Prominente. Schauspieler, Musik-Stars, Politiker, YouTuber oder Influencer. Sie alle vereint, dass sie beobachtet werden. Von der Öffentlichkeit. Der Masse entgeht nichts, und der kleinste Faux-Pas kann einen Shitstorm zur Folge haben. Ein Gefängnis, wie ich meine. Ständig in Sorge sein zu müssen, was das eigene Verhalten für Auswirkungen haben kann, hört sich nicht nach einem entspannten Lebensstil an. Und die zahllosen Interviews mit eben genannten Personenkreisen bestätigen dies immer wieder.
Aber bleiben wir bei den Nicht-Prominenten. Bei Kollegen, Freunden, Verwandten – oder auch bei uns selbst.
Ich betreibe Körperpflege, weil ich mich selbst dann besser fühle. Klar. Aber wenn ich vor dem Spiegel stehe, arbeitet dann in mir nicht auch ein kleines bisschen die Frage, wie ich aussehe, was Andere über mich denken? Dresscodes beispielsweise. Bei bestimmten Anlässen trägt man eben dies oder das. Hm. Was, wenn ich den Dresscode breche – wie kommt das bei den Anderen an? Schade ich mir damit selbst?
Aber es geht ja nicht nur um das Aussehen. Es geht auch um Taten.
Wenn ich dies oder jenes tue, ist mein Ansporn vielleicht, dass ich Lob erhalte, oder Anerkennung, oder Dankbarkeit? Lob, Anerkennung und Dankbarkeit sind sehr wichtig im Zusammenleben, und wir alle brauchen das. Ohne Frage. Jedoch sollte ich Dinge nicht nur tun, um diese positiven Rückmeldungen zu erreichen, sondern weil ich es in mir selbst möchte. Oder? Wir sind beim Thema intrinsische und extrinsische Motivation. Alle Rückmeldungen, die von außen kommen, sind extrinsische Motivatoren. Und das gute Gefühl, das ich habe, wenn ich etwas tue, dieses Gefühl, das ich tief in mir spüre, ist ein intrinsischer Motivator. Wenn ich ein Hobby liebe, beispielsweise eine Sportart, und ich nehme an einem Wettkampf teil, so ist das Schielen auf eine Medaille ein extrinsischer Motivator, auch wenn ich in diesem Sport noch so sehr aufgehe. Das wird oft verwechselt. Das Erreichen eines Ziels ist ein extrinsischer Motivator. Ich tue etwas, UM das Ziel zu erreichen.
Wenn ich aber etwas der Sache selbst wegen tue, weil ich darin aufgehe, weil es einfach zu mir und meinem Wesen passt, weil ich selbst diese Herausforderung brauche, um daran zu wachsen, dann bin ich intrinsisch motiviert.
Aber es geht ja nicht nur um das Aussehen oder um Taten. Es geht ja auch um Persönlichkeit. Wer bin ich eigentlich, was bin ich für ein Mensch - und wie nehmen Andere mich wahr?
Nun als Coach bin ich natürlich dafür, dass wir uns nicht nur mit unserem Selbstbild beschäftigen, also der Frage, wie wir uns selbst wahrnehmen, sondern auch mit dem Fremdbild, also mit der Frage, wie Andere uns wahrnehmen. Wie oben beschrieben, brauchen wir das Feedback der Anderen, um an uns selbst zu arbeiten und uns persönlich weiter zu entwickeln. Das ist ein wesentlicher Kern im Coaching und in der Persönlichkeitsentwicklung.
Hier wird es komplizierter. Denn wir alle haben eine Persönlichkeit, wir alle haben individuelle Erfahrungen und Prägungen (auch und vor allem aus der Kindheit), daraus resultierende Kommunikations- und Verhaltensmuster, und nicht alle sind großartig oder förderlich. Ohne Frage. Aber sie sind Teil unserer Persönlichkeit und als solche wollen auch sie anerkannt und wertgeschätzt werden.
Wertschätzung. Ich bin gut, so wie ich bin. Auch Sie sind gut, genau so wie Sie sind. Damit meine ich nicht die äußerlich erkennbaren Kleinigkeiten, an denen Sie arbeiten können. Sondern ich meine Sie als Menschen, den Kern Ihres Wesens.
Ist doch egal, was Andere über mich denken: Wer mich nicht kennen lernen will, der kann mir gestohlen bleiben. Wer mich nicht sehen will, soll woanders hinschauen.
Und wer nur an mir herumnörgeln will, um seine eigenen Defizite zu vertuschen oder sie auf mich zu spiegeln, um sie dann in mir zu kritisieren (in der Psychologie nennt man das übrigens Projektion), der kann eh bleiben, wo der Pfeffer wächst. Kennen Sie solche oder ähnliche Aussagen, die sich mit innerer Stärke und Abgrenzung beschäftigen? Ich finde die klasse. Warum? Ich möchte das alles hier mal zusammenfassen und Ordnung in meine Gedanken bringen.
Eine kleine Anmerkung: Ich spreche hier von uns Erwachsenen. Für wen diese Weisheit überhaupt nicht geeignet ist, sind Kinder, denn sie benötigen zwingend die positive Rückmeldung Ihrer Eltern, damit sie sich gesund entwickeln können. Und hier lauern übrigens auch schon die nächsten Probleme. Denn je nachdem, wie viel bereits bei der frühkindlichen Prägung schiefläuft, können daraus entstandene hinderliche Glaubenssätze die Menschen im späteren Leben tatsächlich zu Gefangenen machen.
So. Nun meine Zusammenfassung.
Ich bin ein Mensch und damit ein geselliges Wesen. Ich lebe in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen und evolutionär bedingt brauche die Anerkennung der anderen Gemeinschaftsmitglieder genau so wie sie. Und natürlich wünsche ich mir positives Feedback, weil es mein Selbstvertrauen stärken kann.
Ich versuche stets, an mir zu arbeiten, meine eigenen Glaubenssätze zu hinterfragen, mich persönlich weiter zu entwickeln. Und dafür nehme ich Feedback dankend an, sofern es wohlwollend gemeint und formuliert ist.
Ich kümmere mich also durchaus darum, was andere Menschen von mir halten. Aber – und darum geht es mir heute (ich hatte ja eingangs erwähnt, dass ich ein bestimmtes einzelnes Wort in dieser Weisheit für ausschlaggebend halte): Ich sorge mich nicht.
Wenn die Frage, was andere Menschen von Ihnen denken, mit Sorge verbunden ist, also mit Angst, dann ist das nicht gut. Angst ist ein negatives Gefühl. Angst kann Energie rauben, lähmen, blockieren, sogar der Gesundheit schaden.
Und diese Sorge, diese Angst kann Sie dazu bringen, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten oder zu zeigen, sich also zu verbiegen, nur um dann ein besseres Feedback zu erhalten. Und – wer sich verbiegt, bleibt sich selbst nicht treu. Und wer sich selbst nicht treu bleibt, riskiert sein eigenes Wohlbefinden. Denn irgendwann fühlt man sich damit einfach nicht mehr wohl. Jeder Mensch will doch so anerkannt und geliebt werden, wie er ist, oder?
Sie sind gut, so wie Sie sind. Besser geht immer, und für eine persönliche Weiterentwicklung ist Feedback sehr nützlich und willkommen, aber: Sorgen Sie sich nicht…
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Dieser Artikel beschäftigt sich mit 3 verschiedenen Themenfeldern, die allesamt wichtig sind zu verstehen, warum Change-Prozesse sehr oft scheitern.
Was bedeutet Wandel, und welche Aussagekraft haben Zukunftsprognosen?
Nicht nur bestehende Prozesse müssen optimiert werden, sondern der Change-Prozess an sich. Was bedeutet das?
Welche kognitiven und psychologischen Effekte bei den beteiligten Menschen können einen Change-Prozess behindern oder blockieren?
Starten wir mit dem ersten Themenfeld:
Was bedeutet Wandel, und welche Aussagekraft haben Zukunftsprognosen?
Heutzutage wird so viel (und meist leider auch sehr undifferenziert) über Change Prozesse und deren Notwendigkeit gesprochen, dass es kaum mehr auszuhalten ist. Ja, dieses Thema macht vielen Menschen sogar Angst, was Umfragen unter Führungskräften ergeben. Oft hören oder lesen wir: Wer nicht auf diesen oder jenen Zug aufspringt (beispielsweise den der fast schon vergötterten Digitalisierung), der wird morgen untergehen.
Solche Aussagen sind natürlich vollkommener Humbug. Aus 2 Gründen.
Erstens kann niemand die Zukunft exakt vorhersagen. Zukunftsforscher oder Branchenkenner sind zwar schlaue Leute. Ohne Frage. Wer über die Dynamiken unserer Gesellschaft als so genanntes lebendiges System Bescheid weiß, über weitreichende Branchenkenntnisse (Produkt, Markt und Entwicklung) verfügt, politische Verflechtungen und Tendenzen kennt, wirtschaftliche Fachkenntnis hat und über den Stand der Technik und Forschung bestens informiert ist, etc., der kann sicher gut abschätzen, wohin diese oder jene Entwicklung gehen wird. Aber mehr als eine allgemeine Einschätzung ist nicht drin. Was genau kommt auf uns zu? Das vermag niemand exakt vorherzusagen.
Zweitens sind solche Aussagen wie „Wenn Du heute das nicht tust, dann wirst Du morgen…“ auch daher Unsinn, weil sie nicht gleichermaßen auf jeden zutreffen. Wenn Sie beispielsweise ein hippes Life-Style-Produkt für Teenager verkaufen wollen, werden Sie ohne eine ausgefeilte Social-Media-Strategie ganz sicher baden gehen. Fragen Sie aber mal einen Bauunternehmer, der für die öffentliche Hand seit 30 Jahren verlässlich seine Aufträge abwickelt und bestens in Politik und Wirtschaft vernetzt ist, nach Social-Media-Kampagnen. Der lacht Sie aus.
Wir müssen also differenzieren. Was für das eine Unternehmen der Segensbringer sein kann, erweist sich vielleicht für das andere als vollkommen bedeutungslos. Je nach Produkt, Marktsegment, Zielgruppe, etc.
Und was ist mit all den Rahmenbedingungen – mit der Welt, die uns umgibt?
Kennen Sie den Begriff VUCA? Die 4 Buchstaben V-U-C-A stehen im Englischen für die Begriffe:
Volatility (Flüchtigkeit) Vieles befindet sich im Wandel, was heute verlässlich ist, kann morgen verflogen sein.
Uncertainty (Ungewissheit) Wir können uns auf viele Dinge nicht mehr verlassen. Es geht ein gehöriges Stück Sicherheitsempfinden verloren.
Complexity (Komplexität) Es gibt kaum noch einfache Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge mehr. Der Überblick wird erschwert.
Ambiguity (Mehrdeutigkeit) Wertesysteme ändern sich, Informationen erscheinen paradox, es gibt viele Blickwinkel und nicht diese eine Wahrheit.
Der VUCA-Begriff hat sich seit einiger Zeit etabliert, beschreibt er doch auf anschauliche Weise, wie schwierig es heutzutage ist, sich zurecht zu finden und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Einfache, monokausale und lineare Lösungen helfen nicht mehr, wir haben es mit viel Flüchtigkeit, Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit zu tun. Um in der VUCA-Welt bestehen zu können, brauchen wir also ganz bestimmte Fähigkeiten und ein ganz bestimmtes Mind-Set.
Kommen wir daher zum zweiten Themenfeld:
Nicht nur bestehende Prozesse müssen optimiert werden, sondern der Change-Prozess an sich. Was bedeutet das?
Die Natur von nachhaltigen Change-Prozessen wird leider sehr oft falsch verstanden, was ebenfalls durch Studien bestens belegt ist.
Oft wird für ein Unternehmen X (aufgrund umfangreicher Analysen) ein IST-Zustand ermittelt, und daraus werden dann bestimmte Empfehlungen für Veränderungen abgeleitet. Daran ist nichts Falsches, ganz im Gegenteil. Professionelle Unternehmensberatungen erarbeiten so einen enormen Mehrwert für ihre Kunden.
Eines sollten wir aber bedenken: Wir befinden uns bei dieser Vorgehensweise gedanklich im Jetzt und im Morgen. Was aber geschieht übermorgen?
Nichts ist so sicher wie der Wandel. So heißt es, und so ist es. Damit ist zwar nicht gemeint, dass sich jetzt gerade alles wandelt. So empfinden es viele, und von Unternehmensberatern, Autoren, etc. wird dies auch teilweise so suggeriert, aber das stimmt schlichtweg nicht. Oft wird hier einfach über Angst ein Handlungsdruck bei der potenziellen Kundschaft generiert, damit anschließend teure Beratungsdienstleistungen verkauft werden können.
In der Tat gibt es kaum noch Telefonzellen in der Stadt, denn die brauchen wir kaum noch. Stimmt. Aber wir essen immer noch (und zwar seit Jahrtausenden) Äpfel und Birnen. Nicht alles wandelt sich. Es gibt Bewährtes, und an Bewährtem dürfen wir gerne noch eine Weile festhalten. Wenngleich wir es durchaus verändern dürfen und es auch tun. So werden heute Äpfel und Birnen anders angebaut, geerntet, gelagert und verarbeitet als noch vor 100 Jahren, aber es sind immer noch Äpfel und Birnen.
Wahrhaftig ändert sich vieles in der Zeit, in der wir gerade leben. Und einiges auch recht rasant. Beispielsweise die Technik. Wir dürfen und sollten aber ein gehöriges Maß Tempo aus unseren Gedanken und auch aus den Change-Prozessen selbst nehmen. Ruhe und Gelassenheit tun gut. Ohne Druck und ohne Panik. Dann werden Sie auch nachhaltige Ergebnisse erreichen. Was ist mit nachhaltig gemeint?
Nehmen wir an, wir hätten eine bestimmte Rahmenbedingung, die für unser Unternehmen X eine tragende Rolle spielt, und die sich seit 20 Jahren verlässlich in einem stabilen Status Quo befunden hat. Diese Rahmenbedingung ändert sich gerade, und innerhalb von 3 Wochen stellt sich bei dieser veränderten Rahmenbedingung ein neuer und stabiler Status Quo ein, der wiederum über lange Zeit eine verlässliche Basis für Entscheidungen und Zukunftsprognosen ist. Dann könnten wir bestimmte Prozesse einmalig optimieren und an diese veränderte Rahmenbedingung anpassen. Change erfolgreich abgeschlossen.
Nun, das Problem ist, dass wir in einer Zeit leben, in der sich immer mehr Rahmenbedingungen immer wieder unerwartet, und auch häufiger und schneller verändern, als wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind. Der „Wandel“ entwickelt sich also zu einem immer alltäglicheren, nicht vorhersehbaren und nicht steuerbaren Phänomen. (Erinnern Sie sich an den Begriff VUCA-Welt)
Daher hilft es nicht, immer wieder eindimensional auf die Veränderung bestimmter einzelner Rahmenbedingungen zu reagieren und entsprechende Change-Prozesse daran auszurichten. Das könnte nämlich alsbald zu einer ziemlichen Ermüdung führen und sämtliche Ressourcen (die persönlichen und die eines Unternehmens) auffressen. Es gilt vielmehr, das Potenzial für Change-Prozesse zu optimieren, sowie eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen den Druck, der vom teilweise rasanten Wandel ausgehen kann, aufzubauen (Resilienz).
Oder einfacher ausgedrückt: Jedes Unternehmen und jeder Einzelne muss lernen, gelassen und zielführend auf immer wieder neue Veränderungen zu reagieren und das Beste daraus zu machen. Das ist durchaus eine Kompetenz, die wir erst erlernen oder wenigstens weiter entwickeln müssen.
Denn wenn ich heute auf bestimmte Veränderungen reagiere, und für morgen bestens aufgestellt bin, kann es sein, dass übermorgen wieder alles ganz anders kommt… Gut beraten ist also der, der die nötige Flexibilität und Gelassenheit mitbringt, sich dieser Welt der Veränderungen zu stellen.
Wir sollten also nicht nur einzelne Prozesse optimieren, sondern unsere Fähigkeit, permanent mit Veränderungen umzugehen. Vorwiegend essenziell sind also nicht nur bestimmte handlungsorientierte Kompetenzen, sondern ein bestimmtes Mind-Set, eine positive und förderliche, konstruktive Grundhaltung. Was ist damit gemeint?
Stellen Sie sich vor, Sie wollen etwas verbessern. Im privaten Bereich oder in Ihrem Unternehmen. Egal was es ist – wenn Sie etwas verbessern wollen, müssen Sie es verändern. Soviel steht fest. Daran führt kein Weg vorbei. Nur: Sobald Sie etwas verändern, müssen Sie mit der Ungewissheit leben, was Sie als Resultat erwartet. Das ist reine Logik. Sie benötigen also Mut, sowie eine Grundhaltung, die Veränderungen willkommen heißt. Sie müssen in der Lage sein, sich auf das Potenzial für Verbesserungen zu fokussieren und die Gefahr der Verschlechterungen, Rückschläge oder Fehlentscheidungen gerne in Kauf zu nehmen. Bestenfalls können letztere sogar als Lerneffekt und Anreiz für weitere Entwicklung (also wiederum als Potenzial) umgedeutet werden. Dies ist dann ein so genanntes Reframing. (Der Begriff meint, dass Sie einer Sache, die Sie bisher als negativ wahrgenommen haben, einen neuen, positiven Rahmen verpassen.)
Was bedeutet das alles? Wer etwas verbessern möchte, der muss es verändern. Wer etwas verändert, kann nicht wissen, was dabei herauskommt. Aber wer es nicht verändert, kann auch nicht verbessern. Dieses ist unsere Ausgangslage für jeden Change-Prozess. Wenn hier Vorsicht, Angst oder verkrustete Strukturen regieren, wird es nichts.
Denn genau hier lauern die Stolpersteine. Studien zeigen, dass sehr viele Change-Prozesse scheitern, und zwar immer wieder aus den gleichen oder sehr ähnlichen Gründen:
Schlechte Kommunikation
Mangelnde Motivation
Hinderliche Organisation
Falsches Verständnis, was Wandel bedeutet
Psychologische Effekte, die mit Angst vor Veränderungen zu tun haben und die die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit des Einzelnen bremsen oder lähmen können.
Den letzten Punkt möchte ich hier genauer unter die Lupe nehmen.
Kommen wir also zum dritten Themenfeld:
Welche kognitiven und emotionalen Effekte bei den beteiligten Menschen können einen begonnen Change-Prozess behindern oder blockieren?
Oft, sehr oft scheitern Veränderungsprozesse an inneren (also teilweise sogar unbewussten) Barrieren der Beteiligten. Die Angst vor Veränderung lässt sich einfach heruntergebrochen damit erklären, dass die Zukunft ja ungewiss ist. Wenn ich etwas ändere, könnte es schlimmer kommen als es jetzt ist. Ich hätte also mit einem Verlust zu leben. Hier regiert also die Angst vor dem Unbekannten und / oder eine so genannte Verlust-Aversion. Unser limbisches System, also der Teil unseres Gehirns, das maßgeblich unser Unterbewusstsein darstellt, ist ein Meister darin, Energie zu sparen und Leid vermeiden zu wollen. Dies sind zwei seiner Kernaufgaben. Wenn ich also alles beim Alten belasse, kann es zumindest nicht schlechter werden. Soweit so gut. Oder besser: Nicht gut, denn durch diese innere Sicherheits-Sperre werden Change-Prozesse natürlich ganz vorzüglich blockiert.
Der so genannte Social-Proof-Effekt besagt: In einem Team neigen Mitarbeiter dazu, der Meinung oder Haltung Anderer beizupflichten, wenn diese eine Mehrheit bilden, ranghöher sind oder fachlich versierter, etc., wenn es sich also sozial lohnt, dieser Gruppe anzugehören oder ihr wohlgesonnen zu sein. Herdentrieb sagen wir auch oft.
Hinderlich kann auch der so genannte Self-Herding-Effekt sein. Hier folgen wir unseren eigenen alten Denk-Mustern, die auf bereits gemachten Erfahrungen basieren und scheinbar in Stein gemeißelt sind. Neue Sichtweisen oder Handlungsoptionen werden blockiert. Speziell auf Handlungs-Muster bezogen sprechen wir von Pfadabhängigkeit. Ebenfalls ein Killer für Change-Prozesse.
Die so genannte Affektheuristik besagt, dass eigene Meinungen oder Entscheidungen lediglich auf der Zuneigung oder Abneigung gegenüber Alternativen basieren. Hier regieren also Emotionen, die oft spontan entstehen, rational nicht abgewogen und den beteiligten Mitarbeitern oft nicht bewusst sind.
Der so genannte Effekt der versunkenen Kosten lässt uns oft an bisherigen Strukturen festhalten, wenn in sie bereits eine erhebliche Menge an Energie (also Zeit oder Geld) investiert wurde. Wir versuchen also, die bisherigen Investitionen durch das Festhalten (oft auch entgegen jeder Logik) zu rechtfertigen oder aufzuwiegen.
Der Confirmation Bias ist ein sehr beliebter Denkfehler. Er besagt, dass wir in unserem Denken bestätigt werden wollen. Dies führt soweit, dass wir tatsächlich jenen Informationen unbewusst Vorrang geben, die unser Denken bestätigen und andere, die unser Denken infrage stellen könnten, ausblenden oder ablehnen. Logisch ableiten lässt sich, dass dieser (oft als Vater aller Denkfehler bezeichnete) Effekt einen Veränderungsprozess vollkommen blockieren kann.
Die Liste lässt sich noch sehr spannend fortführen, aber ich möchte es an dieser Stelle dabei belassen.
Wie können wir diese Barrieren nun umschiffen und unserem Change-Prozess einen fruchtbaren Boden bereiten?
Beachten Sie bitte, hinter solchen Effekten steckt kein bewusstes Kalkül, wir machen das nicht mit Absicht, schon gar nicht mit böser. Solche Dynamiken laufen unbewusst ab und basieren übrigens auf einer simplen, sehr positiven Intention: Nämlich Sicherheit zu gewährleisten. Dies ist evolutionär begründet und daher sehr nützlich und auch gut. Ein erster Schritt besteht also notwendigerweise darin, diese hinderlichen Effekte willkommen zu heißen und als vollkommen menschlich zu akzeptieren. Erst im nächsten Schritt können wir sie umschiffen und mit Mut und Verstand durch neue Strategien ergänzen oder überlagern.
Fazit:
Wenn Sie Change-Prozesse in Gang setzen und nachhaltig implementieren will, müssen Sie einige Dinge vorher klären bzw. gewährleisten:
Machen Sie sich klar: Die Zukunft ist ungewiss. Vieles wandelt sich, aber was sich wann und wie wandelt, können sie nicht klar vorhersagen. Flexibilität, sowie eine positive und förderliche Grundhaltung sind also die Basis für jede Veränderungs-Bereitschaft und -fähigkeit.
Befreien Sie sich von der Angst vor dem Ungewissen. Wenn Sie etwas verbessern wollen, müssen Sie es verändern. Die Angst vor dem Ungewissen ist menschlich, muss aber überwunden werden. Den Effekt der Veränderung erfahren Sie erst, wenn er eintritt. Erarbeiten Sie also Strategien zur Evaluierung einzelner Effekte zum eventuellen Gegensteuern. Change ist ein fortdauernder Prozess.
Lernen Sie Ihre inneren Barrieren, Ihren inneren Widerstand kennen. Welche Streiche spielt Ihnen Ihr Unterbewusstsein – und warum? Heißen Sie diese Effekte willkommen. Sie sind menschlich und vollkommen in Ordnung. Mit diesem Wissen und dieser Erkenntnis dürfen Sie sie dann gerne umschiffen und durch förderlichere Strategien ergänzen oder überlagern.
Als Systemischer Coach und Organisationsberater biete ich Ihnen professionelle Unterstützung für die Implementierung nachhaltiger Change-Prozesse.
Als Trainer für Kommunikation und Konflikt-Kompetenz erstelle ich Ihnen gerne ein entsprechendes Angebot. Kontaktieren Sie mich einfach für ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch.
Kann jemand, der weiß wie Kupplung, Gas und Bremse funktionieren, Auto fahren? Nein. Die Funktionsweise der Mechanik beim Auto zu kennen oder gar bedienen zu können, bedeutet noch lange nicht, wirklich Auto fahren zu können. Jeder, der einen Führerschein hat, erinnert sich vielleicht an diese enorme Anspannung während der ersten Fahrstunden. Wo kam die her? Sicher nicht, weil das Auto so schwer zu bedienen war. Wir konnten anfahren, bremsen, einigermaßen schalten und lenken. Der Fahrlehrer saß zudem noch neben uns. Woher kam also diese Anspannung.
Natürlich hat uns die Bedienung des Fahrzeugs einiges an Aufmerksamkeit abverlangt. Maßgeblich für unseren Stress war aber überwiegend die Flut an Informationen, die auf uns einprasselte, und die wir filtern und bewerten mussten, um unser Handeln danach auszurichten. Das Blickfeld vorne, die Rücksicht über die Spiegel, das periphäre Umfeld, die Geräusche - und überall waren Menschen, Fußgänger, Radfahrer, Autos, Verkehrsschilder, Ampeln, etc. Diese Flut an Informationen können wir beim Autofahren nicht steuern. Sie trifft auf uns ein. Was wir jedoch können, ist, den Umgang damit zu schulen. Und genau das befähigt uns am Ende erst, Auto zu fahren.
In der Fahrschule lernen wir übrigens auch, Bremswege zu berechnen. Was macht die momentane Geschwindigkeit mit uns? Wie reagiere ich oder das Fahrzeug, wenn hinter der Kurve ein Baumstamm auf der Straße liegt? Hier fängt es an, interessant zu werden, denn hier geht es um Wirkweisen!
Genauso ist es beim Umgang mit "digitalen Medien"...
Bedienkompetenz vs. Medienkompetenz
Am Beispiel des Autofahrens wollte ich einen sehr elementaren, aber oft ausgeblendeten Unterschied aufzeigen. Die reine Bedienkompetenz bedeutet noch keine Medienkompetenz! Ich möchte mal das Beispiel des Autofahrens auf die Welt der Smartphones und der Social-Media-Welten übertragen und mit einigen Missverständnissen aufräumen...
Kinder können intuitiv gut mit Smartphones umgehen?
Nein, können sie nicht. Was sie in der Tat gut und schnell lernen, ist:
Geräte ein- und ausschalten
ggf. einen Entsperr-Code eingeben
Apps aufrufen
Fotos oder Videos aufnehmen bzw. abrufen
Musik hören
Andere Apps grundlegend bedienen
Spiele spielen
Social-Media-Kanäle öffnen, Beiträge posten
etc.
Die hier aufgezählten Punkte beschreiben tatsächlich nur die reine Bedienkompetenz. Beim Autofahren wäre dies also Gas geben, kuppeln, schalten, bremsen, blinken, Licht oder Scheibenwischer ein- und ausschalten, etc. Was hier noch völlig außer Acht gelassen wird, ist die Frage nach der Wahrnehmung, den eigenen Filtern, der eigenen Reaktion auf äußere Reize - also auf die Frage, wie eine Situation auf einen wirkt und wie jemand mit ihr umgeht.
Wahre Medienkompetenz beinhaltet viel mehr
Nachdem wir grundlegend die Begriffe Medienkompetenz und reine Bedienkompetenz etwas abgegrenzt haben, möchte ich hier etwas ins Detail gehen. Diese beiden Begriffe stehen sich natürlich nicht als Widerspruch gegenüber. Bedienkompetenz ist durchaus ein Teil von Medienkompetenz. Aber eben nur ein Teil... Zur wahren Medienkompetenz gehören ganz grundlegende Fähigkeiten wie beispielsweise:
Filtern von Informationen (nach Relevanz, Objektivität, Validität, Reliabilität etc.)
Recherche und Bewertung von Quellen
Erkennen von Manipulation
Erkennen und Verstehen politischer und wirtschaftlicher Interessen
Wahrnehmung eigener physischer, kognitiver und emotionaler Reaktionen
Steuerung des Konsumverhaltens
Unterscheidung von Realität und Fiktion (im Fernsehen, in Social Media Beiträgen, etc.)
etc.
Diese Liste ist lange nicht vollständig, sie soll nur die Richtung aufzeigen, in die wir denken müssen, wenn wir von wahrer Medienkompetenz sprechen. Ich möchte ein sehr interessantes Beispiel herauspicken, um emotionele Reaktionen zu verdeutlichen:
Beispiel: Was sind Attributionsfehler?
Einen ausführlichen Artikel zu Attributionsfehlern finden Sie HIER. In Kürze: In der Social Media-Welt wird natürlich viel gemeckert. Das Negative verbreitet sich schnell.
Viel verbreiteter jedoch, ja überwiegend, ist eine sehr positiv verschobene Selbstdarstellung der Menschen zu verzeichnen. Jeder will gut dastehen, jeder will glänzen. Was die Menschen von sich posten, sind fast ausschließlich großartige Momente, Erfreuliches, tolle Bilder, etc. All diese Informationen gehen direkt erst einmal in unser limbisches System, das sozusagen der Türsteher unserer Wahrnehmung ist. Hier wird gefiltert, mit eigenen Erfahrungen abgeglichen und kategorisiert und bewertet. Das läuft automatisch innerhalb von Millisekunden ab. Wir können dies nicht steuern.
Was findet unser limbisches System heraus? Nun, das eigene Leben ist (wie jedes andere auch) ganz gewöhnlich. Mit langweiligen oder gar doofen Tagen. Das ist für uns normal, das weiß unser Gehirn. Das Leben der Anderen erscheint aber (aufgrund der verschoben positiven Selbstdarstellung) großartig. Folglich muss doch mein Leben schlechter als das der Anderen sein. Sie finden das übertrieben? Ist es nicht. Es ist exakt das, was in uns unbewusst abläuft. Die Neurologie liefert die Erklärungen, Studien belegen die Richtigkeit, denn die Menschen selbst (auch Jugendliche) bestätigen in Umfragen diesen Effekt.
Eine erhöhte Depressionsrate bei uns und in den USA sogar eine erhöhte Suizidrate, die mit einem hohen Social-Media-Konsum korreliert, sprechen eine entsprechend deutliche Sprache...
Dopamin und Suchtgefahr
Es ist mittlerweile eine gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis, dass die Beschäftigung mit dem Handy und mit Social Media Plattformen den Botenstoff Dopamin ausschüttet. Deswegen fühlt es sich auch so toll an. Dopamin ist exakt der gleiche Stoff, der beim Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum bzw. beim Spielen (auch Zocken) ausgeschüttet wird. Damit sind wir mitten im Thema Suchtgefahr.
Die Buindeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hat in ihrem jährlichen Bericht über die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland einen eigenen Teilband "Computerspiele und Internet" aufgenommen.
Ständige Erreichbarkeit - Stress pur
Wir können wahrnehmen, dass sich immer mehr Menschen (vor allem Jugendliche) absolut abhängig machen von ihrem Smartphone. Ständig in Griffnähe, wird bei jedem Bing sofort danach gegriffen. Selbst im Vorbeigehen wird gecheckt, ob es neue Nachrichten gibt. Das ist ein sehr problematisches Verhalten, sind es doch klassische Suchtmerkmale.
Schlimm daran ist, dass Kreativität, Selbstfindung, Reflexion, Verarbeitung von Erlebnissen und Erlerntem, etc. von der Fähigkeit abhängig sind, innerlich zur Ruhe zu kommen. Diese innere Ruhe wird jedoch verhindert durch die ständige innere Erwartung, dass das Handy klingeln könnte. Die permanente Aufmerksamkeitsfokussierung auf das Handy stellt ein immenses Problem für die Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung dar.
Stressbewältigungsstrategien?
Es ist ein integraler Bestandteil der persönlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, dass sie Stressbewältigungsstrategien erlernen. Tatsächlich ist zu verzeichnen, dass sich immer mehr Kinder und Jugendliche beim Aufkommen der kleinsten Frage nicht mehr an einen Menschen wenden, sondern an das Handy. Damit verfestigen sich die erlernten Strategien im Gehirn, und es wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit den Menschen im späteren Leben schwer fallen, mit Stress und ungewohnten Situationen klarzukommen. Erste deutliche Hinweise darauf gibt es bereits heute.
Beobachtbare Folgen eines hohen Medienkonsums
Dies waren nun krasse Beispiele für wahre Gefahren, die mit der Nutzung von Smartphones und Social Media einhergehen können. Und natürlich ist nicht jeder, der viel digitale Welt konsumiert, gleich massiv gefährdet. Ein stabiles und liebevolles Umfeld, eine intakte und fürsorgliche Familie, erfüllende Hobbys, etc. - all das ist wichtig und schützt bereits Kinder vor solchen negativen Entwicklungen.
Festzuhalten ist jedoch, dass intensiver Medienkonsum oft als Ursache für folgende Phänomene erscheint:
Konzentrationsschwierigkeiten
Überforderung im Allgemeinen
Absacken schulischer Leistungen
Anfälligkeit für Fake-News
Reinfall auf "skripted-reality-Sendungen" im Fernsehen.
Gereiztheit
Erhöhtes Aggressionspotenzial
Seelische Probleme bis zur schweren Depression
Mobbing
Suizidgedanken
etc.
Auch diese Liste ist nicht vollständig, sondern soll nur sensibilieren.
Kinder sollten möglichst früh an digitale Medien herangeführt werden...?
Dieser Satz ist grundlegend falsch! Kinder durchlaufen bestimmte Entwicklungsstadien, die wiederum Grundlage für bestimmte Fähigkeiten sind. Beispielsweise kann ein Kind im Kita-Alter ggf. noch keinen Perspektivwechsel kognitiv vollbringen, also eine Sache aus der Perspektive eines Anderen betrachten. Das Gehirn hat diese Fähigkeit vielleicht noch nicht entwickelt. Ebenso kann ein Kind (auch in höherem Alter) sich noch nicht von der eigenen Wahrnehmung dissoziieren, also sich selbst, inklusive seiner Wahrnehmung, von außen betrachten. Dass es also absolut schädlich sein muss, Kinder Ballerspiele spielen zu lassen, dürfte damit bereits erklärt sein.
Sie wollen mehr erfahren? Medienkompetenz-Seminare für Kitas und Schulen
Ich biete ausführliche Vorträge bzw. Workshop-Tage an, für Schulen und Kitas, Elternabende, Lehrerfortbildungen oder Projekttage.
Sie sehen eine Gruppe Jugendlicher an einer Bushaltestelle, und es gibt mittlerweile kaum einen mehr, der das Handy nicht in der Hand hat? Oder vor einer Grundschule? Sobald das Tor durchschritten ist, wird das Handy aus der Tasche geholt und Kinder stecken gemeinsam die Köpfe über ein YouTube- oder TikTok-Video? Kennen Sie das: Dann hat sie geschrieben…, dann habe ich geschrieben…, dann hat sie geschrieben…, im Klassenchat ist es wieder eskaliert? Kennen Sie Kinder, die richtig sauer werden, wenn man ihnen das Handy wegnimmt? Kennen Sie Erfahrungen bei Kindern: Meine Freundin hat mich aus der Freundesliste entfernt. Oder im Chat geblockt. Großes Drama. Nun, all das und noch mehr ist mittlerweile Alltag.
Die allermeisten Kinder und Jugendlichen benutzen das Smartphone und sind im Internet unterwegs – vollkommen unbegleitet und unkontrolliert.
Bereits 70% der unter-2-Jährigen nutzen das Smartphone der Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich.
Warum das alarmierend ist – darauf möchte ich gerne zu sprechen kommen.
Ich widme mich dem Thema hier in 3 Abschnitten:
Im ersten Abschnitt widme ich mich der Frage, warum in der öffentlichen Wahrnehmung die Gefahren nicht ausreichend wahrgenommen werden.
Im zweiten Abschnitt werde ich auf die Gefahren eingehen und sie erläutern. (Eine Anmerkung dazu: Ich habe ausführliche Vorträge zu dem Thema im Angebot. Ich werde die Inhalte also nur anreißen, weil es sonst hier den Rahmen sprengen würde. Wenn Sie mehr erfahren möchten, dann kontaktieren Sie mich bitte einfach.)
Und im dritten Abschnitt schlage ich Lösungen vor.
Vorab ein Hinweis:
Sie werden feststellen, dass ich dieser Thematik mit einem sehr kritischen Fokus begegne und ziemlich deutliche Statements dazu abgebe. Das hat seinen Grund, denn die Situation ist heute bereits nachweislich wesentlich schlimmer, als viele denken, und ich entscheide mich bewusst für diesen kritischen Fokus, weil dieser in der öffentlichen Debatte absolut unterrepräsentiert ist, weil die Warnungen und Aufrufe von immer mehr Wissenschaftlern, Ärzten, Therapeuten und Sozialarbeitern, die nicht zu leugnenden Statistiken und auch die täglich zu beobachtenden Auswirkungen in der breiten Öffentlichkeit immer noch nicht ausreichend wahrgenommen werden.
Ich stelle aber die Behauptung auf, dass wir es unseren Kindern schuldig sind, uns intensiver mit den Auswirkungen von digitalen Medien auseinander zu setzen, denn die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die negativen Auswirkungen, die die regelmäßige Nutzung digitaler Medien auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat, sind erdrückend!
Warum also nicht umdenken und irgendetwas anders machen? Sich mit Risiken zu beschäftigen, kann lohnen. Immerhin hätten wir sonst kein Alkohol- oder Tabakverbot für Kinder und Jugendliche, keine Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden oder Restaurants und dergleichen mehr.
Übertrieben? Nein. Ich werde Ihnen aufzeigen, warum diese Vergleiche durchaus zulässig sind.
1. Abschnitt: Warum werden die Gefahren in der breiten Öffentlichkeit noch nicht ausreichend wahrgenommen, obwohl es genügend alarmierende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema gibt?
Meine schon erwähnten Vorträge zu dem Thema stütze ich auf folgende Aussagen, die man immer und immer wieder hören kann:
Kinder und Jugendliche können erstaunlich gut mit Smartphones, Social Media etc. umgehen
Kinder sollten möglichst früh an digitale Medien herangeführt werden (damit Sie fit für die digitale Zukunft sind)
Die Nutzung schadet nicht, daher lohnt es sich nicht, sich mit dem Thema zu beschäftigen
Digitale Lernangebote (E-Learning) sind förderlich für die Entwicklung der Kinder.
Das Interessante ist: Diese 4 Aussagen sind allesamt falsch. Nachweisbar falsch. Fakt ist hingegen:
Die meisten haben ihren Konsum nicht unter Kontrolle, Kommunikation geht oft schief, Überforderung ist Alltag
Kinder können aufgrund ihrer neurobiologischen Entwicklung noch keine Medienkompetenz aufbauen – daher ist es sinnfrei, sie möglichst früh an digitale Medien heranführen zu wollen
Zahlreiche Studien belegen einwandfrei die schädigende Wirkung bis hin zur Suchtgefahr.
„Digitales“ Lernen widerspricht in den meisten Fällen den anerkannten Erkenntnissen der Neurobiologie und der Lernforschung.
Harte Worte? Mutige Statements? Ich liefere Ihnen die Beweise, bleiben Sie dran.
Wenn in Verbindung mit der Nutzung von digitalen Medien über „Gefahren“ gesprochen wird, geht es meistens um Dimensionen wie: Wenn Du im Netzt postest, dass Du im Urlaub bist, kann es passieren, dass bei Dir eingebrochen wird. Oder wenn Du mit Fremden chattest, kannst Du in eine Falle tappen. Oder wenn Du auf einen falschen Button klickst, kann es teuer werden. Oder wenn Du Bilder von Dir ins Netzt stellst, dann können diese von anderen missbraucht werden. Solche Gefahren sind real, und ernstzunehmen. Ohne Frage. Und darüber muss geredet werden, gerade mit den jungen Menschen selbst. Aber die Wahrnehmung auf diese recht einfachen Aspekte zu reduzieren ist schlichtweg zu kurz gedacht, denn die wahren Gefahren liegen ganz woanders, dazu mehr im zweiten Abschnitt.
Nun, ich habe mich lange und intensiv mit der Frage beschäftigt, warum das Gefahrenbewusstsein in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch so verzerrt ist. Noch einmal: Die Faktenlage ist erdrückend! Warum also geben so viele Menschen ihren Kindern unbegleitet Smartphones in die Hand? Warum heißt es oft: Ist alles nicht so schlimm? Warum rufen immer mehr Menschen nach Digitalisierung bereits an den Grundschulen?
Ich bin zu einer für mich sehr plausiblen Schlussfolgerung gekommen:
Stellen Sie sich ein scharfes Küchenmesser vor.
Breiter Griff, große Klinge, sehr fein geschliffen, sauscharf. Jeder, wirklich jeder wird instinktiv, also automatisch, ohne groß nachzudenken, Kinder davon fernhalten. Warum? Ich sehe hier 3 wichtige Parameter.
Die Gefahr ist unmittelbar, der Schaden tritt also sofort ein. Wer sich mit einem scharfen Messer in den Arm schneidet, blutet sofort.
Die Schadenswirkung ist groß, im Fall des Messers sogar lebensgefährlich, denn an einer tiefen Schnittwunde kann ich durchaus verbluten.
Die Thematik ist einfach zu verstehen. Ich brauche kein Fachwissen, und ich muss mir keine Vorträge anhören oder Bücher lesen, um zu verstehen, dass ein Messer in Kinderhand gefährlich ist.
Ähnliches gilt für den Grill im Garten, die Steckdose an der Wand oder eine Flasche Rum auf dem Tisch. Unmittelbare Wirkung, schwerer Schaden, einfach zu verstehen.
All diese 3 Punkte gelten für digitale Medien aber nicht.
Die Gefahr ist nicht unmittelbar. Bei den Schäden handelt es sich überwiegend eher um Langzeitfolgen (mit der Ausnahme von Gewalt- oder Porno-Videos, die durchaus sofort schwere traumatische Auswirkungen haben können, oder Verkehrsunfällen aufgrund der Ablenkung durch das Handy).
Die Nutzung ist nicht lebensgefährlich.
Die Thematik ist nicht einfach zu verstehen. Man muss sich eben mit der neurobiologischen Entwicklung der Kinder auseinandersetzen. Man muss einige psychologische Phänomene verstehen. Man muss sich die aktuelle Entwicklung anschauen, und man muss auch wirtschaftliche und politische Interessen hinter der Digitalisierung verstehen.
Dazu kommt, dass Eltern heute vieles zu stemmen haben. Ich habe selbst 3 Kinder, und weiß, wie fordernd es ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Da ist es einfach bequem, Kinder vor ein Video oder Computer-Spiel zu setzen. Dann sind sie ruhig, sind beschäftigt, und Mama oder Papa kann wichtige Dinge erledigen.
Das aber schadet den Kindern, daher sollten wir alle das Thema nicht weiter auf die leichte Schulter nehmen.
Es schadet? Ja. Kommen wir also zu den Fakten, und damit zum
2. Abschnitt: Um welche Gefahren geht es?
Hier einige interessante Zahlen und Fakten. Alle Quellen-Angaben finden Sie am Ende des Beitrages.
Eine Umfrage von Safer Internet aus Österreich und eine Forsa-Umfrage aus Deutschland haben ergeben:
84% der Jugendlichen schauen aus Langeweile auf’s Handy
60% sagen selbst, sie würden lieber weniger Zeit mit dem Handy verbringen.
55% verlieren beim Spielen mit dem Handy das Zeitgefühl.
60% sagen, dass sie an einem Tag ohne Handy gelangweilt wären
14% würden sich an einem Tag ohne Handy sogar einsam fühlen
30% geben an, dass das Handy nachts eingeschaltet neben ihrem Bett liegt.
60% erwarten auf eine Kurznachricht sofort oder wenigstens innerhalb von Minuten eine Antwort
34% geben an, dass sie soziale Medien nutzen, um nicht an unangenehme Dinge denken zu müssen.
24% verbringen 4 Stunden oder mehr täglich (täglich!!!) mit sozialen Medien
Diese Zahlen sind durchaus besorgniserregend. Wir haben es hier mit so genannten Ersatzhandlungen zu tun, mit Kontrollverlust, mit Vereinsamung, mit Suchtmerkmalen. Zur Sucht-Thematik später mehr.
Ein anderes Thema, über das zu wenig gesprochen wird:
Eine Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ hat ergeben:
44% der Kinder haben selbst schon mal einen Beinahe-Unfall erlebt, weil sie vom Handy abgelenkt waren.
17% haben 2 oder mehr Beinahe-Unfälle erlebt.
Immerhin 6% hatten einen eigenen Unfall – weil sie statt auf die Straße zu achten, auf das Handy geschaut haben.
Uninteressant? Alles nicht so schlimm? Nun, da bin ich anderer Meinung.
Übrigens geben 69% der befragten Jugendlich an, dass sie ihre eigenen Eltern bereits beobachtet haben, wie sie im Auto in gefährliche Situation geraten sind, weil sie auf das Handy geschaut haben. Hm. Das Thema betrifft nicht nur Kinder und Jugendliche. Was ist mit unserer Vorbild-Funktion?
Kinder sollen Medienkompetenz erwerben?
Mal eine ganz wichtige Frage zwischendurch. Es wird ja oft gesagt, dass Kinder möglichst früh Medienkompetenz erwerben sollen - in der heutigen Zeit.
Was bedeutet eigentlich Medienkompetenz? Das Wort wird oft falsch verstanden. Oft wird gesagt: Bereits kleine Kinder können gut mit Tablets umgehen. Was ist damit gemeint? Sie können das Gerät entsperren, Bilder aufrufen, Apps starten, Fotos machen, etc. Ja, das können sie durchaus. Toll… Das ist aber auch nicht weiter erstaunlich, denn es handelt sich um äußerst einfache Lernprozesse aus dem Feld der Bedienkompetenz. Bedienkompetenz ist aber nur ein kleiner und noch dazu ziemlich unbedeutender Teil von Medienkompetenz!
Wirtschaftliche und politische Interessen verstehen
Platzierte Werbung erkennen
Wahrnehmungsfehler und Manipulation erkennen
Eigenes Wohlbefinden wahrnehmen und reflektieren
Sinnvoll und wertschätzend kommunizieren und je nach Situation die richten Kommunikationskanäle wählen
Zielstrebig einer Aufgabe folgen und konsistent dabei bleiben
Konsumdauer überblicken
Verzichten können
Bei all diesen Anforderungen gilt für sämtliche Kinder: Fehlanzeige. Sie können es nicht.
Interessant ist, dass Kinder erst ab ca. 10-12 Jahren wahre Medienkompetenz erwerben können. Das ist neurobiologisch begründbar. Die Gehirnentwicklung der Kinder folgt einem natürlichen Ablauf, der genetisch festgelegt ist. Das gilt auch für die so genannten Digital Natives. Oft wird gesagt, dass die Kinder, die heute mit den digitalen Medien quasi von der Wiege auf aufwachsen, dies alles schneller und besser lernen als die Generation vorher. Auch dies ist falsch, denn auch die heutigen Kinder sind Ergebnis einer seit hunderttausenden von Jahren währenden Evolution, und die natürlichen Programme gelten auch für sie. Und um wahre Medienkompetenz zu erwerben, müssen sie vorher zwingend andere Kernkompetenzen erwerben, beispielsweise:
Abstraktionsfähigkeit, also die Fähigkeit, vom Konkreten auf Allgemeines zu schließen und damit in andere Kontexte zu übertragen.
Dissoziationsfähigkeit, also die Fähigkeit, sich selbst und das eigene Denken und Handeln von außen zu betrachten. Also ein Perspektivwechsel.
Impuls-Kontrolle, also die Fähigkeit, einem Verlangen zu widerstehen. Belohnungsaufschub. Warten, statt sofort zu agieren oder zu reagieren.
Analytisches Denken
Dies sind nur 4 Beispiele, aber all das können Kinder nicht. Ihre Gehirne sind dahingehend noch nicht ausgereift. Das ist alles wissenschaftlich nachgewiesen, daran ist nichts zu rütteln. Von Kindern Medienkompetenz zu erwarten oder sie ihnen vermitteln zu wollen, ist demnach vollkommen sinnfrei.
Degeneration von Kompetenzen
Wissen Sie was? Als ich früher durch die Stadt fahren musste, habe ich das ohne Navi geschafft. Auch Straßen die ich nicht kannte, in Bezirken, in denen ich mich nicht gut auskannte, habe ich erreicht. Heute irgendwie nicht mehr. Vielleicht kennen Sie das. Was bedeutet das? Wenn ich früher etwas konnte, was ich heute nicht mehr kann, so bedeutet das, dass ich Kompetenzen verloren habe. Schade. Nun, kein Problem, ich habe ja ein Navi im Auto.
Immer mehr Menschen, also auch Kinder und Jugendliche fragen Google, Siri, Alexa & Co, wenn sie eine Frage haben. Es gibt tolle Apps für dies und für das. Das eigene Gehirn, das unglaublich leistungs- und anpassungsfähig ist, wird immer weniger in Anspruch genommen. Übertrieben? Nein. Real und faktisch nachgewiesen. Was bedeutet das für die Zukunft, wenn Kinder es zumindest teilweise verlernen, selbst nachzudenken, zu grübeln, Lösungen zu erarbeiten und zu finden – oder eben auch mal Fehler zu machen? Ich lasse diese Frage offen.
Strahlenbelastung?
Noch ein anderes Thema. Strahlenbelastung. Darüber redet keiner mehr? In der breiten Öffentlichkeit nicht. Aber in Frankreich wurde WLAN in Krippen verboten, und in Schulen muss es abgeschaltet sein, wenn es nicht benötigt wird. In Zypern ebenso. In Israel ebenso. Was interessieren mich ferne Länder, denken Sie vielleicht? Nun, das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz warnte bereits 2015 vor WLAN in den Schulen. Der Umweltausschuss des Europa-Rates postulierte bereits 2011: Sämtliche Handys, DECT-Telefone oder W-LAN-Systeme sind in Klassenzimmern und Schulen zu verbieten, wie dies auch von einigen regionalen Behörden, medizinischen Berufsverbänden und Bürgerinitiativen gefordert wird.”
Merkwürdig oder? Warnungen von höchster Instanz – sie verhallen und werden ignoriert. Es lebe der Digital-Pakt. Gefahren und Gegenargumente werden ausgeblendet.
Weitere negative Auswirkungen von regelmäßigem Konsum digitaler Medien bei Kindern und Jugendlichen:
Avatare (also Fantasie-Bilder) als Profilbilder zu nehmen statt echter Fotos ist eine allgemeine und auch gute Empfehlung für Jugendliche, wenn sie in sozialen Netzwerken unterwegs sind. Aber: Jugendliche nutzen immer öfter durch smarte Filter perfektionierte Fotos von sich als Profilbilder. Durch sie bekommen sie dann eine positivere Rückmeldung aus dem sozialen Netzwerk als durch ihre echten Bilder. Der Perfektionsdruck steigt also, und die Identitätsbildung wird teilweise gestört. Immer mehr Jugendliche fangen an, ihr echtes Aussehen abzulehnen. Das ist höchst besorgniserregend! Das psychologische Fachwort dafür lautet: Dysmorphophobie.
Abends beim Zubett-Gehen kommt das Gehirn zur Ruhe. In der so genannten Alpha-Phase arbeitet das Gehirn mit einer niedrigeren Taktfrequenz. Eindrücke und Wahrnehmungen werden sortiert, eingeordnet, es werden Gedächtnisspuren verstärkt. Alles sehr förderlich für die Gehirnentwicklung. Das neurobiologische Fachwort heißt: Nächtliche Konsolidierung. Wenn ein Kind abends im Bett noch Videos schaut, chattet oder Spiele spielt, wird dieser Vorgang gestört. Schade. Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen bei Kindern und Jugendlichen aufgrund regelmäßigen Medienkonsums nehmen übrigens immer mehr zu.
Im Netz posten Menschen gerne nur das Beste aus ihrem Leben. (Obwohl ein normales Leben überwiegend auch unbedeutende oder doofe Momente hat).Wer sich intensiv und permanent diese verzerrt-positive Darstellung der Anderen reinzieht, der kann nur zu dem Schluss kommen, dass das Leben der Anderen besser ist als das eigene. Das passiert übrigens unterbewusst, bereits im limbischen System. Das Fachwort hier lautet: Attributionsfehler. Hierzu gibt es auch einen BLOG-Artikel und ein Video auf meiner Webseite.
Wissen Sie, was das Phantom-Vibration-Syndrome ist? Wenn Sie das Smartphone in der Tasche vibrieren spüren, obwohl es nicht vibriert. Das ist eine neurologische Störung. Basta.
Und dann gibt es noch:
Konzentrations-Störungen
Schlafstörungen
Hyperaktivität
Abnahme der Aufmerksamkeitsspanne durch Reizüberflutung
Kopfschmerzen
Gereiztheit, Aggression und Wutanfälle
Nachlassen schulischer Leistungen
Zunahme von Konflikten und Mobbing
Verlust echter Kontakte und schlechtere Beziehungen zu Freunden
In zahlreichen Studien wurde aufgezeigt, dass diese Störungen, die bei immer mehr Kindern und Jugendlichen auftreten, in direktem Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Medien stehen.
Bevor es hier an dieser Stelle zu lang wird noch abschließend einige Gedanken zur Suchtgefahr.
Vor einigen Jahren verwendete man diesen Begriff im Zusammenhang mit digitalen Medien noch sehr vorsichtig bis gar nicht. (Immerhin ist eine Sucht im medizinischen Sinne eine krankhafte Störung, und nicht jeder Jugendliche, der zu viel daddelt und sich damit sogar schadet, ist gleich krank, ohne Frage). Aber mittlerweile hat sich das (auch aber nicht nur befeuert durch die Corona-Krise) gewandelt.
Ist es übertrieben, hier von Suchtgefahr zu sprechen?
Nun, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat in ihrem „Forschungsbericht zur Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland“ bereits einen Teilband „Computerspiele und Internet“ veröffentlicht.
Das Deutsche Kinderhilfswerk beschäftigt sich im „Kinderreport Deutschland“ mit Mediensucht und exzessiver Mediennutzung.
Eine Forsa-Studie im Auftrag der DAK (bereits aus dem Jahr 2018!) ergibt:
16,4% der Kinder und Jugendlichen zeigen riskantes Verhalten (im medizinischen Sinne!)
Bereits 6,3% zeigen pathologisches Verhalten, sind also krank. Suchtkrank. Tendenz steigend!
Übrigens – wissen Sie, was ein Suchtgedächtnis ist? Das Gehirn merkt sich den Dopamin-Kick, den die Befriedigung durch das Suchtmittel mit sich bringt. (Kurze Anmerkung: Dopamin ist ein Neurotransmitter, ein Glückshormon, das bei der Smartphone- und Social-Media-Nutzung genauso ausgeschüttet wird wie bei Alkohol-Konsum, beim Rauchen oder beim Glücksspiel, etc. – Also hoch gefährlich.
Dass sich das Gehirn nun diesen Dopamin-Kick merkt, bedeutet, dass es anfälliger wird auch für andere Süchte. Auch in Zukunft. Das kann keiner ernsthaft wollen, immerhin warten Alko-Pops und Party-Drogen nur darauf, von den Jugendlichen in einigen Jahren ausprobiert zu werden!
Woran können Sie eine Sucht – oder zumindest riskantes Verhalten erkennen?
Suchtmerkmale sind:
Starkes Verlangen
Abstinenz-Unfähigkeit
Kontrollverlust
Wahrung der ständigen Verfügbarkeit
Toleranzbildung (immer mehr brauchen)
Konsum-Verschleierung (Lügen, Verheimlichung)
Allgemeine Verhaltensänderungen
Schlechteres Sozialverhalten und soziale Bindungen
Verminderte Selbstregulation und Selbstmanagement-Fähigkeiten
Nüchtern betrachtet, können wir diese Merkmale bei einer sehr hohen Zahl von Jugendlichen täglich beobachten.
Sie sind permanent am Daddeln, können ihre Konsumdauer kaum überblicken, halten das Handy permanent in Griffnähe, der Konsum steigt, Freundschaften werden über Online-Aktivitäten definiert, Freunde werden austauschbar, der Verzicht fällt schwer, Entzug wird mit Gereiztheit beantwortet, etc. Alles Suchtmerkmale im wissenschaftlichen Sinne. Wie gesagt, nicht jeder junge Mensch, der zu viel daddelt ist suchtkrank oder suchtgefährdet. Aber auffällig bis problematisch sind das Ausmaß und die Konsequenzen der Nutzung digitaler Medien nachweisbar bei den meisten.
Übrigens wird die sinnfreie Beschäftigung mit Tablets und Apps bereits in den Schulen gefördert.
Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen:
In den ersten Klassen sollen die Kinder schreiben lernen. Das tun sie, ohne Frage. Sie bekommen aber (wenn auch glücklicherweise bisher nur ergänzend) schon Tablets vor die Nase gesetzt, auf deren Glasscheiben sie dann mit dem Zeigefinger Buchstaben nachspuren sollen. Der hochkomplexe Vorgang des Schreibens mit der Hand, der vor allem die Motorik der Hand beansprucht wird hier durch ein Bewegungsmuster ersetzt, bei dem die Bewegung überwiegend aus dem Ellenbogen kommt. Bei allem Respekt, das ist aus neurobiologischer Sicht genauso kontraproduktiv, wie einem Kind das Fahrradfahren beibringen zu wollen mit der Empfehlung, statt der Hände die Ellenbogen auf den Lenker zu stützen. Bei solchen Lernprozessen werden motorische Muster im Gehirn angelegt, es wird eine Auge-Hand-Hirn-Koordination gefestigt. Und wir wissen: Das Lernen falscher Bewegungsmuster behindert und erschwert das Lernen der richtigen Bewegungsmuster. So einfach ist das. Das ist alles seit Jahrzehnten bekannt.
Aber unter der Prämisse der Digitalisierung und des Fortschritts werden diese fundamentalen wissenschaftlichen Erkenntnisse schlichtweg ignoriert.
Wir müssen erkennen: Es besteht akuter Handlungsbedarf. Alles so weiterlaufen zu lassen ist keine gute Option.
3. Abschnitt: Was können oder sollten wir also tun?
Hier einige Vorschläge:
Wir Erwachsenen müssen uns wieder mehr unserer Vorbild-Funktion bewusst werden. Wie viele Kinder lernen von ihren Eltern, dass es normal ist, quasi den ganzen Tag das Handy in der Hand zu halten? Kinder lernen durch Nachahmung. Wir müssen es ihnen vorleben, das Smartphones und Social Media dazu gehören, aber eben nur am Rande. Gelegentlich. Nicht zeitfüllend und einnehmend.
Eine gesetzliche Altersbegrenzung für digitale Medien als potenzielle Suchtmittel, die bei regelmäßiger Nutzung den Kindern schaden. Geht nicht? Im Falle von Alkohol und Tabak ging es doch auch. Oder bei Filmen (auch wenn die Alters-Freigaben der FSK ziemlich lächerlich sind, immerhin macht man sich auch bei Filmen Gedanken über Wirkungen und Schäden im Zusammenhang mit dem Alter)
Wie wäre es mit Warnhinweisen auf Verpackungen? Wie bei Zigaretten? Warum nicht?
Begleitung: Kinder dürfen (wenn überhaupt) nicht alleine ins Internet. Basta.
Noch weitergehend: Kontrolle und Verbote. Die üblichen Empfehlungen (reduzieren Sie dies, achten Sie auf das) reichen nicht aus. Ich frage nicht, wieviel Zeit ein Grundschulkind auf TikTok oder Instagram verbringt, sondern ich sage: Es soll überhaupt nicht dort unterwegs sein… Es gibt keinen Nutzen. Nur Schaden.
Aufklärungsarbeit. Das Thema muss in die breite Öffentlichkeit. Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter, Pädagogen, etc. – aus diesen Kreisen werden die Warnungen und Aufrufe immer eindringlicher. Es gilt, dass alle Eltern, die letztendlich ihre Entscheidungen zum Wohle der Kinder treffen müssen und wohl auch wollen, sich den erschütternden Fakten widmen und vielleicht hier oder da umdenken.
Es gilt, dass auch Schulleiter umdenken und nicht wie wild die Grundschulen digitalisieren, sondern vielleicht auch mal verzichten?
Die Kinder müssen weiterhin vorwiegend mit der Hand schreiben. Und auch in der Oberschule müssen Sie lernen, dass handschriflitche Notizen nachhaltiger sind als digitale.
Kinder müssen sich viel bewegen und Sport machen, sie müssen musizieren, malen, basteln, etc. – Nach all dem verlangt unsere Biologie als Mensch. Dadurch, und durch intensiven realen Kontakt mit anderen Menschen lernen sie die notwendigen Basiskompetenzen, die sie für das Leben brauchen. Fit im Umgang mit digitalen Medien werden sie auch später noch.
Nicht zuletzt muss man auch mit wenigstens Jugendlichen, die anders als Kinder bereits zur Dissoziation und zu analytischem Denken fähig sind, über psychologische und neurobiologische Effekte reden. Eine Reflektion des Konsumverhaltens ist bei Jugendlichen langsam möglich, daher sollten wir sie anregen, kritisch über den eigenen Medienkomsum und die Wirkungen nachzudenken.
Digitalfreie Schulen im Silicon Valley
Vielleicht kennen Sie den Technologie-Standort in den USA - hier sind u.A. Google, Apple, Meta (also Facebook, Instagram und WhatsApp), Yahoo, Tesla und viele andere ansässig. Hier ist also der geballte Sachverstand in Sachen digitale Medien zuhause. Hier kommen viele der Geräte und Plattformen her, die hier so kritisch beleuchtet werden. Hier werden die Produkte entwickelt, die man dann in aller Welt vermarktet.
Nun, im Silicon Valley gibt es natürlich auch Schulen für die Kinder der Mitarbeiter. Interessant ist:
Immer mehr Mitarbeiter des Silicon Valley schicken ihre Kinder auf bildschirmfreie Schulen.
Merkwürdig, oder? Nun, ich denke, die Leute dort werden wissen, warum.
Fazit:
Ich bin sicher, wir werden lernen, mit dem Thema umzugehen. Die Technologie ist relativ neu, wir spielen mit ihr, wir lernen sie kennen, und wir lernen die Auswirkungen kennen, die sie auf uns hat. Momentan läuft es aus dem Ruder. Nachweislich. Aber je mehr wir uns damit beschäftigen, wird sich eine entsprechende Gefahrenwahrnehmung entwickeln, die dann zum Umdenken führt.
Das ist alles schon mal passiert. Wir nehmen unsere Kinder an die Hand, wenn wir über die Straße gehen. Wir halten Alkohol, Zigaretten und Drogen von ihnen fern. Kinder dürfen nicht ans Küchenmesser, an die Steckdose oder an den Grill. Wir lassen sie keine Kriegsfilme schauen. Wir setzen sie nicht ans Steuer eines Autos. Viele reduzieren heute schon den Zucker- und Sals-Konsum ihrer Kinder. Und und und… Alles aus gutem Grund…
Meine Mission ist, mich an der Aufklärungsarbeit zu beteiligen und meine Expertise in Sachen Neurodidaktik mit einzubringen.
In diesem Sinne bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, ich konnte auch Sie ein wenig für dieses Thema sensibilisieren oder Ihnen wichtige Impulse liefern.
Sie wollen mehr erfahren? Vorträge zum Thema für Kitas und Schulen
Wenn auch Sie in irgendeiner Form beruflich mit Kindern zu tun haben - ich biete Vorträge zum Thema an. Es gibt einen kurzen Impuls-Vortrag, ideal für Elternabende oder Themenabende, und einen ausführlichen Vortrag für Fortbildungen, Tagungen und Kongresse.
Von nichts kommt nichts. Ohne Fleiß kein Preis. Wer nicht säht, der erntet nicht. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Wir kennen eine Vielzahl von Weisheiten, die im Grunde genommen das Gleiche meinen. Darin stecken nicht nur überzeugende Erfahrungswerte, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse, die ich sehr spannend und wichtig finde.…
Kennen Sie das? Sie sehen eine Gruppe Jugendlicher an einer Bushaltestelle, und es gibt mittlerweile kaum einen mehr, der das Handy nicht in der Hand hat? Oder vor einer Grundschule? Sobald das Tor durchschritten ist, wird das Handy aus der Tasche geholt und Kinder stecken gemeinsam die Köpfe über ein…
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Auf den heutigen Beitrag habe ich mich sehr gefreut, denn dieser Spruch, diese Lebensweisheit stellt eine der grundlegendsten dar, die mich seit langer Zeit begleiten. Ich sehe sie als absolut wahrhaftig an, und die Erkenntnis ihrer Wirksamkeit offenbart tatsächlich ein großes Potenzial, das eigene Leben nach den eigenen Wünschen zu…
Was Dialog genannt wird ist oft ein alternierender Monolog. Was meine ich damit? Natürlich werde ich, wie in meinem Podcast und meinen Blog-Artikeln üblich, auch in die Begriffsklärung gehen und diese beiden Bezeichnungen mal genauer unter die Lupe nehmen, um diese Gegenüberstellung argumentativ zu erörtern. Aber erst einmal möchte ich…
Als langjähriger Kinder- und Kitafotograf mit über 12 Jahren Erfahrung in der intensiven Arbeit mit über 10.000 Kindern war ich das ganze Jahr über in vielen Kitas in ganz Berlin und im Umland unterwegs. Dadurch habe ich interessante Einblicke in den Alltag der Kitas erhalten und konnte viele intensive Beobachtungen…
"Mir ist die Kinnlade heruntergeklappt! Dass es mittlerweile so schlimm ist, hätte ich nicht gedacht!"
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"Beeindruckend. Die Zusammenhänge sind gar nicht so schwer. Ich hatte mich vorher damit einfach nicht befasst."
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"Ich wollte erst mich nicht mit dem Thema befassen. Ich wollte mich nicht mit wissenschaftlichen Infos beschäftigen. Aber es war wirklich alles verständlich und hat mich sehr überzeugt!"
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"Ich muss mir an die eigene Nase fassen und werde einiges überdenken, was ich meinen Kindern erlaube und was nicht! - Vielen Dank, dieser Vortrag hat mir die Augen geöffnet!"